Seit einiger Zeit wandert ein Pappkarton, manchmal auch eine Kiste über den Staufenplatz im Erphoviertel. Trotz der wöchentlich wiederkehrenden Stadtreinigung bleibt sie (zum Glück) da. Im Sommer befindet sie sich auf einer Bank, in den kälteren Monaten liegt sie versteckt vor Wind und Wetter unter einer der beiden Tischtennisplatten. Die Aufschrift verrät: Ihr Inhalt ist zu verschenken. Manchmal zieht ein weiterer Haushalt nach und stellt eine zweite oder dritte Kiste mit ausrangierten Dingen auf den Staufenplatz.
In ganz Münster lassen sich an Hauswänden, unter Unterführungen oder sogar auch unter den Schaukästen am Juridicum solche Kartons finden. Menschen geben und nehmen in der Hoffnung, eine andere Person findet in den aussortierten Dingen mehr Freude und Nutzen.. Dinge, die zu schade für die Mülltonne sind und für denen der Aufwand eines Flohmarktverkaufs vielleicht doch zu hoch wäre. Diese Kiste symbolisiert zwei wunderbare Prinzipien: Es besteht zum einen ein ständiges Geben und Nehmen untereinander.
Doch vor allem ist diese öffentlich zugängliche Kiste ein zweckorientiertes Mittel, Gebrauchsgegenstände in ihrem Werkstoffkreislauf zu lassen, Müll zu reduzieren und neue Ressourcen zu vermeiden. Dieses nachhaltige Bewusstsein für die Natur ist allerdings nicht alltäglich. Die Organisation Brot für die Welt setzt sich für globale Gerechtigkeit ein, also auch für ein nachhaltiges Leben. Sie verdeutlicht die Relevanz des sogenannten globalen Fußabdrucks, den wir durch unseren Konsum und unsere Wirtschaftlichkeit auf der Erde hinterlassen. Erstmals in den 90er Jahren durch die Wissenschaftler Mathis Wackernagel und William Rees berechnet, verdeutlicht die Größe des Fußabdrucks jene des Ressourcenverbrauchs auf der Erde. Sein individueller Wert lässt sich durch das Verhältnis von der Biokapazität und seiner verfügbaren Produktivität zur tatsächlichen Beanspruchung der vorhandenen Erdflächen in den Bereichen Ernährung, Konsumgüter, Wohnung und Mobilität ermitteln.
Fakt ist: In Deutschland verbrauchen wir mehr als doppelt so viel, als uns eigentlich zur Verfügung steht. Eine derartige Überbeanspruchung unseres natürlichen Ökosystems führt nicht nur zu einer rapiden Verknappung der noch vorhandenen Ressourcen, sondern über dies hinaus zu einer unreflektierten Zerstörung der Erde. Daher rät Brot für die Welt dringlich zu einem verantwortungsvollem Umgang mit der Natur und ihrer biologischen Kapazität.
Ein Griff in die Kiste ist nur ein erster Schritt hin zu einem nachhaltigen und umweltschonenden Verhalten. Nun stellt sich die Frage, wie ein solcher Umgang simpel und mühelos in den (studentischen) Alltag eingebaut werden kann.
Gebraucht kaufen und verkaufen
Eine alternative Möglichkeit, gebrauchte Gegenstände in den eigenen Hausstand aufzunehmen und nicht allzu tief in den Geldbeutel zu greifen, ist der Einkauf in einem Second-Hand-Laden. Getragene, allerdings noch gut erhaltene Kleidungs- und andere Schmuckstücke können dort für einen geringeren Preis erstanden werden. Ein solches Verhalten birgt viele positive Faktoren. Ein spiritueller Gedanke ist jener, mit dem Kauf von gebrauchten Dingen eine bereits geschriebene Geschichte zu vervollständigen. Auch durch diese Verhaltensweise verbleiben Gebrauchsgegenstände in ihrem Werkstoffkreislauf. Müll aus den Verpackenungsmaterialen neuer Waren wird vermieden. Die somit eingesparten Ressourcen, von der Herstellung neuer Ware bis hin zum Verpackungsmaterial, führen langfristig betrachtet zu einem kleineren Fußabdruck.
Auch der Verkäufer dieser Gegenstände handelt umweltschonend und gutmütig. Anstatt unpassende oder längst vergessene Kleidung im Schrank hängen zu lassen oder sie rücksichtslos wegzuwerfen, können sie über ein Geschäft für Dinge aus zweiter Hand verkauft werden. Das Prinzip ist simpel: Klamotten und diverse andere Gebrauchsgegenstände, die in den Verkauf aufgenommen wurden, verweilen dort für einige Monate. Der eigentümliche Besitzer der Artikel erhält während oder nach dieser Frist einen vorher festgelegten Anteil des Verkaufspreises. Ware, die nicht verkauft wurde, wird entweder an eine örtliche Institution gespendet oder dem Besitzer zurückgegeben. Aussortiertes kann natürlich auch direkt gespendet werden, unter anderem beim Deutschen Roten Kreuz in der Wolbeckerstraße oder bei Oxfam in der Innenstadt. Im Internet gibt es eine Liste weiterer Organisationen und Co., bei denen Sachspenden abgegeben werden können. Nicht nur die Umwelt wird durch reduzierten Müll geschont, auch dem Menschen wird durch eine Sachspende geholfen.
Auf den Wochenmarkt gehen
In Münster auf dem Domplatz gibt es dreimal wöchentlich (Biomarkt am Freitag, Markt mit konventionellen und Bioprodukten am Mittwoch und Samstag) einen großen Markt, auf dem unter anderem selbst angebautes Gemüse, regionale Fleisch- und Milchprodukte erstanden werden können. Neben spanischen Tomaten und mexikanischen Avocados gibt es hier Gemüse aus Melle und Käse aus Westbevern. Durch den Kauf regionaler Waren wird die dortige Wirtschaft gestärkt und der Kontakt zwischen Erzeuger und Verbraucher gewahrt. Außerdem sind regionale Lebensmittel aufgrund der völligen Reife und des erntefrischen Verkaufs geschmacklich besser als jene, die erst nach einer mehrstündigen Flugzeugreise deutschen Boden betreten. Apropos Flugzeug: Die Ökobilanz des Imports (und Exports) durch solche Transportmittel ist wegen der ausgestoßenen Schadstoffe schlicht und ergreifend schlecht. Der Fußabdruck vermindert sich also durch eine vollständige Vermeidung bzw. zunächst Verringerung des umweltbelastenden Austauschs internationaler Ware.
Zwar haben Biolebensmittel einen stolzen Preis, doch ist dieser gerechtfertigt. Schließlich steckt eine hohe Arbeitsintensivität hinter regionalen Produkten. Für diejenigen, die mit ihren Finanzen dennoch sparsam umgehen, gibt es auf dem Wochenmarkt einen Gemüsestand, der reichlich gefüllte Gemüsekisten für 5€ verkauft. In ihr befinden sich saisonales Gemüse und Obst mit den Siegeln Bioland, Naturland, Demeter oder EG-Bio, das für den Einzelverkauf aufgrund ihres überreifen oder mangelhaften Zustands nicht mehr geeignet ist oder in einer viel zu hohen Stückzahl vorhanden ist. Das Gemüse und Obst bleibt weiterhin essbar, manchmal sollte aber schon am gleichen Tag das Gemüse und Obst verbraucht werden. Auch gemischte Käsetüten gibt es nahezu an jeder Theke schon ab 3€. Ihr Inhalt kostet im Supermarkt bestimmt das dreifache. Ein regionaler Einkauf schont also die Umwelt, die Ressourcen ferner Länder und mit einigen Geheimtips sogar den Geldbeutel.
Papierverbrauch im studentischen Alltag verringern
Papier ist überall. An der Wand hängt ein Kalender, an den Schaufenstern hängen Plakate, überall liegen Flyer. Arbeitsblätter werden in der Schule und in der Universität verteilt. Nicht immer ist ein Ausdruck zu vermeiden. Allerdings schadet der erhöhte Papierverbrauch die Umwelt insofern, als ständig Holz für die Produktion bereit stehen muss. Diese wertvolle Ressource und ihre Verarbeitung zu Papier kann schon durch ein kleines Umdenken eingespart werden. Recyceltes Papier im Papierfach ist immer ein erster guter Schritt. Um den Ausdruck (und somit auch die Kosten) zu reduzieren, ist doppelseitiges Bedrucken mit mehreren Seiten auf einer DIN A4 Seite möglich. Um den Papierverbrauch komplett zu vermeiden, kann das Dokument digital gespeichert und bei Gebrauch per Laptop aufgerufen werden. Aus diesem alltäglichen Beispiel ergeben sich mehrere Möglichkeiten, Papier zu vermeiden: Vor einem möglichen Ausdruck sollte abgewogen werden, ob der Druck wirklich notwendig ist. Wird diese Frage bejaht, sollte der Umwelt zuliebe Recyclingpapier verwendet und ein mehrseitiger Druck unternommen werden. Papier kann und sollte mehrfach verwendet werden. Im gleichen Zug entsteht weniger Müll.
Leg los!
Je mehr Menschen sich umweltschonend und bewusst in unserem natürlichen Ökosystem bewegen, desto kleiner wird ihr Fußabdruck, desto mehr Ressourcen bleiben erhalten, desto weniger wird die Natur strapaziert. Denn im schlimmsten Fall zerstört unser aktuelles Verhalten unseren Wohnort. Eine Vermeidung dieser Zerstörung ist nach eben genannten Tips müheloser und günstiger, als gedacht.
Der eigene Fußabdruck lässt sich übrigens hier errechnen. Im Anschluss gibt es eine Vielzahl weiterer Ratschläge, den Abdruck zu minimieren. Letztendlich liegt es an uns, die Natur zu erhalten.
von Maleen Focken