Die Schlachthöfe stehen nicht still, es wird Fleisch gekauft und am Heiligen Abend gegessen. Der Festtagsbraten ist Tradition. Es kommt Gans auf den Tisch. Aber auch Ente, Schwein und Fisch werden genauso wie Wild getafelt. Rind ist das Tier, das am meisten verspeist wir. Besonders die Jugend und junge Erwachsene mögen nicht auf den Braten verzichten. Jeder Zehnte isst mehr Fleisch an den Weihnachtsfeiertagen als an anderen Tagen.
Naja, immerhin wollen genauso viele komplett auf Fleisch verzichten. Auch bei traditionellen Familienessen in Restaurants wird vermehrt nach vegetarischer Kost gefragt. Dennoch dröhnen viele der Völlerei. Dabei hat schon im Herbst 2019 der Weltklimarat empfohlen, den Fleischkonsum drastisch zu reduzieren, um acht Milliarden Tonnen CO2 einsparen zu können, und das pro Jahr. Gut, der Deutsche produziert mit seinem Fleischkonsum vergleichsweise wenig: 1,8 Tonnen im Jahr, was bei 12 Tonnen pro Person jährlich nur 15 % ausmacht.
Die Kuh, die pupst
Dennoch ist der CO2-Ausstoß an Weihnachten hoch. Das Fleisch von der Kuh ist der größte Klimakiller. Ein Kilo Rindfleisch verursacht 13 Kilo CO2. Der Transport von besonders leckerem Rindfleisch aus den unendlichen Weiten Brasiliens verbraucht unglaublich viel Treibstoff und generiert damit CO2. Leider sind auch die Weiten Wiesen künstlich, dem Regenwald entrissen. Der Tropische Wald wird gerodet und vernichtet, damit entweder die Rinder weiden können oder das Soja für das Rinderfutter dort angebaut werden kann. Das Fleisch ist übrigens durch den Transport lecker, weil es über Wochen abgehangen ist. Kühe pupsen zudem Methangas, ein noch viel schädlicheres Gas als CO2, genauer gesagt 25 mal mehr.
Ferkelkastration und Schweineschlachthöfe
Beim Schwein sieht es etwas besser aus, aber auch nicht gut. Für 1 Kilo Schwein gehen 4 Kilo CO2 in die Atmosphäre. Abgesehen von der betäubungslosen Ferkelkastration sind die Arbeitsbedingungen in den Schweineschlachthöfen nicht als Standart zu setzen.
Die Gans wird geköpft
Im vorletzten Jahr wurden 634 000 Gänsen der Hals abgeschnitten, womit ungefähr 3.100.000 Kilogramm Gänsefleisch verarbeitet werden konnte, wobei das nur 1/7 des Gänsekonsums in Deutschland ausmacht. Wir importieren aus Polen und Ungarn 25.500 Kilo Gänsefleisch. Das ist aufgrund geringer Produktionskosten besonders billig. Das verursacht lange Transportwege mit dem LKW, viel Diesel geht den Bach runter. Dadurch ist die Produktion des klimaschädlichen CO2 so hoch wie die von Schweinen. Zudem sind die Zuchtbedingungen in den Ländern östlich von Deutschland für die Tiere eine Qual, weil keine artgerechte Haltung gegeben ist. Kleiner Tipp: Wenigstens Gänse mit Biosiegel und aus Deutschland kaufen. Aber Vorsicht bitte: Der Begriff „Tiergerechte Haltung“ ist kein geschützter Terminus und könnte rein theoretisch jeder behaupten.
Wildfleisch ist nur auf den ersten Blick klimafreundlicher
Am klimafreundlichsten ist Wildfleisch, weil es in deutschen Wäldern abgeschossen wird und kaum Transportwege auf sich nehmen muss. Allerdings scheidet Wild wie die Kuh aufgrund seiner Eigenschaft als Wiederkäuer Methan aus. Zudem können gar nicht so viele Rehe hierzulande erschossen werden, um den Bedarf zu decken, so dass das meiste Fleisch wiederum aus osteuropäischer Zucht kommt, was 11 Tonnen CO2 freisetzt. Dennoch werden pro Jahr ungefähr 1.100.000 Rehe und knapp 800.000 Wildschweine abgeschossen. Dass die Wälder trotz des Waldschutzcharakters dieser Erschießungen im Sterben liegen, muss hier nicht mehr erwähnt werden. Wild ist also auch nur auf den ersten Blick klimafreundlich.
An dieser Stelle möchten wir Dir empfehlen, Deinen Fleischkonsum zu überdenken. Du solltest unbedingt noch mehr recherchieren, Dir Deine Meinung bilden und Deinen Fleischkonsum an das Ökosystem anpassen.
von Manuel Hartmann