Klimastreikwoche 2019: The true Cost of Coal

Bild von Klimastreikdemo

Im Rahmen der nationalen Klimastreikwoche im November 2019, die von Fridays for Future und Students for Future ins Leben gerufen wurde und mit der großen Klimademonstration ihren Höhepunkt findet, hat die engagierte und unpolitische Hochschulinitiative Wirtschaft und Umwelt, beheimatet im Fachbereich 4, aber dennoch breit aufgestellt mit interessierten Studenten aller Fachrichtungen, ihren Beitrag zur Klimawoche anhand verschiedener Aktionen geleistet. Am Montag beteiligte sich die Hochschulgruppe am Markt der Möglichkeiten. Diese messeähnliche Convention bot für verschiedene Münsteraner Initiativen die Gelegenheit, sich vorzustellen und ihre Ideen bezüglich des Klimaschutzes publik zu machen. Ebenso organisierte die Gruppe am Dienstagmorgen einen Informationsstand im Innenhof des Juridicums der WWU.

Kostenlose Snacks und Geschenke

Wirtschaft und Umwelt wollte sowohl auf eine bewusstere Ernährung aufmerksam machen als auch auf die Papierverschwendung, wie die massenhafte Produktion von Werbebroschüren, da diese eine enorme Verschwendung von Ressourcen darstellt. Zu diesem Zweck verteilte die Initiative selbst gebackene, vegane Zimtsterne und kleine Briefkastenaufkleber mit der Aufschrift „Bitte keine Werbung und kostenlosen Zeitungen einwerfen“. Sowohl der Messestand als auch der Informationstisch im Juridicum hatten großen Erfolg und zogen eine breite Masse an Interessenten an.

Ein schwarz-weißes Wimmelbild

Eine Veranstaltung der Hochschulinitiative Wirtschaft und Umwelt, die auf der Messe beworben wurde, war der Vortrag „The true Cost of Coal”. Inhalt des Vortrags war der Abbau der Kohle in den Appalachen und dessen zerstörerischen Auswirkungen auf die Menschen und die Natur der Umgebung auf lokaler und auf globaler Ebene.

Die im Folgenden beschriebene Faktenlage wurde anhand eines Posters dargestellt. Das Bild entstand im Rahmen eines Großprojekts in den USA. Das Klimakollektiv, eine Gruppe aktivistischer Menschen, haben durch Recherche anhand von Beobachtungen, Interviews und Dokumenten die Situation in den Appalachen erforscht und die globalen, lokalen und temporären Zusammenhänge in einem riesigen Wimmelbild dargestellt, welches sie selbst in detaillierter Kleinarbeit gemalt haben. Das Bild beschreibt mehrere Dimensionen der Umweltverschmutzung, die anhand der Kohleindustrie entsteht und ist schwarz-weiß, da ein farbiges Bild eine überfordernde psychedelische Wirkung haben kann. Zudem sind die Protagonisten Tiere, damit keine Vorurteile gegenüber ethnischen Minderheiten beim Betrachten hervorgerufen werden. Außerdem sympathisiert der Betrachter eher mit süßen Tieren als mit fremden Menschen. Ferner haben Tiere bestimmte Charaktereigenschaften, mit denen sie assoziiert werden und welche durch deren Verwendung hervorragend skizziert werden können. Wird das Bild horizontal betrachtet, erschließt sich ein zeitlicher Ablauf von der Vergangenheit bis in eine utopische, aber dennoch realistische Zukunft, sollte der Mensch jetzt handeln, bevor es zu spät ist. Vertikal betrachtet verdeutlicht das Poster die Korrelation zwischen dem Zustand der Appalachen, der im der unteren Bildhälfte zu finden ist, und der staatlichen und weltlichen Situation.

Inhalt des Gemäldes

Die Vernichtung von menschlichen, tierischen und floralen Existenzen ist riesig. RWE und andere Energieriesen fördern in diesem Gebiet seit Jahrzehnten Kohle, ohne Rücksicht auf die Menschen zu nehmen. An das Land sind die Konzerne durch unlautere Methoden gekommen, die in dem Bild haarklein verdeutlicht werden. Zur Gewinnung des schwarzen Goldes werden die Berggipfel nach Waldrodungen abgesprengt, um von oben an die Kohle zu kommen. Die Kohleförderindustrie verschluckt die dortigen Bewohner, welche entweder bei Walmart oder im Bergbau arbeiten müssen. Das wenige Geld, das sie bekommen, müssen sie zum Großteil für Medikamente ausgeben, da sie durch den Kohleabbau sehr krank werden. Nahezu jeder Bürger musste sich schon einer Gallenoperation unterziehen, da der Körper nicht in der Lage ist, die Umweltgifte zu filtern. Die Gifte werden verursacht durch den Feinstaub, Chemikalien im Wasser und den Müll, der entsteht. Um die Leute und deren Geist klein zu halten, werden sie mit reizvollen Konsumgütern gelockt, welche die Menschen mit Krediten finanzieren müssen, mit denen die Banken locken. Durch die geringe Bildung entsteht eine hohe Kriminalitätsrate. Für kritische Geister wird Greenwashing betrieben. Firmen stellen sich mit Hilfe des korrupten Staates selbst Zertifikate aus, um ihre gräßlichen Fratzen hinter vermeintlicher Nachhaltigkeit zu verstecken. Doch es gibt Hoffnung: Immer mehr Menschen beginnen, das System zu hinterfragen und aufzustehen.

Reaktion und Interaktion

Um das Schaubild zu demonstrieren, wurde es in einer gedruckten, minimierteren Version komplett gezeigt. Der interaktive Vortag wurde durch einen knappen Impuls eingeleitet, in der der eingangs erläuterte entwicklungstechnische Hintergrund erklärt wurde. Anschließend wurde das Bild genau begutachtet. Zur Demonstration der ersten Versiertheit über das zuerst unübersichtlich anmutende Bild sollte das Plenum verschiedene Dinge suchen, die im Poster verarbeitet waren. Anschließend wurde die Faktenlage referiert und mit Hilfe des Plenums zu einem Puzzle an Wissen zusammengefügt. Jeder der Teilnehmer wusste etwas anderes an Interpretation und Informationen beizutragen. Im Anschluss daran konnte in Kleingruppen jeweils ein anderer Ausschnitt des Bildes analysiert und diskutiert werden, bevor nach ein Abschlussimpuls anhand einer Powerpointpräsentation gehalten wurde.

Der Workshop hatte eine positive Resonanz. Es waren 15 Interessierte anwesend, 6 männliche und 11weibliche. Bei den Diskussionen entstand eine rege Beteiligung, wobei sich wie bei jedem Workshop einzelne Personen hervortun. Der Workshop hat hoffentlich einen nachhaltigen Erfolg, sowohl bei den Teilnehmern als auch bei Dritten durch Mundpropaganda.

Demnächst gibt es hier den zweiten Teil der vergangenen Klimastreikwoche, in der Du mehr über den wirtschaftskritischen Film „Die grüne Lüge” von Werner Boote erfährst.

von Manuel Hartmann

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